Seidelbruch
Stationen
6 - Ehemaliger Panorama-Ausblick
Die frühere Schutthalde eines Seidelbruches bot bis vor Kurzem oberhalb der Zufahrtsstraße hinter der Buswendeschleife einen der schönsten Ausblicke in das Rochlitzer Muldental. Dieser kahle Fleck des Waldes wurde seinerzeit mit Weißbuchen und Eichen bepflanzt. Heute stehen unmittelbar unterhalb des Plateaus etwa 30 Jahre alte Lärchen, die in ca. 70 Jahren geerntet werden können. Als Wirtschaftsgut Wald werden diese aktuell nicht gefällt. Der Panorama-Ausblick ist daher in absehbarer Zeit leider nicht mehr zu bewundern.
Unterhalb des Plateaus liegen die Orte Sörnzig, Fischheim, Steudten sowie in einiger Entfernung Seelitz, Nöbeln und Wechselburg.
Wie in den meisten Orten der Region bestehen auch hier zahlreiche Details an Höfen, Gebäuden und Kirchen aus dem roten Porphyr, der ihnen eine ganz eigene Note verleiht. Markante Bauwerke aus Rochlitzer Porphyr sind beispielsweise die St. Annenkirche in Seelitz und die St. Ottokirche in Wechselburg. Wissenswertes dazu vermittelt die Erlebnistour „Seelitz – Dem Porphyr auf den Fersen“.
Bis hier verläuft der Porphyrlehrpfad übrigens parallel zum Walderlebnispfad Wechselburg, der Familien auf die Tier- und Pflanzenwelt rund um den Rochlitzer Berg aufmerksam macht.
7 - Einsiedelei
Um 1800 entdeckten die Romantiker die Schönheit des Rochlitzer Berges und die eigenartige Stimmung seiner Steinbrüche. In diesem Zusammenhang kann der Rochlitzer Steinmetzmeister und Bruchbesitzer Christian Gottlob Seidel als Bahnbrecher
und Begründer des Fremdenverkehrs auf dem Rochlitzer Berg angesehen werden. Eines seiner bedeutendsten Werke war im Jahre 1817 die Errichtung der „Einsiedelei“. Dafür verband er zwei hohe, abgeschrotene Felsen durch eine Vordermauer. Es entstand ein kapellenartiger Steinbau, dessen Vorderseite durch die Fenster einen gotisierenden Charakter erhielt. Verziert wurde die Einsiedelei mit zwei großen Figuren aus weißem Sandstein, die vermutlich von einem Grabmal stammten. Auf dem Giebel stand eine Urne. Die Tür, die auf der hinteren Seite angelegt war, führte in zwei kleine Räume. Diese waren zum Teil in eine alte Abraumhalde hineingearbeitet. Deshalb bezeichnete man den Bau damals auch als Grotte. Wie Bodenfunde zeigen, war er sogar mit einem Kachelofen ausgestattet.
Die Einsiedelei war eine ungewöhnliche Sehenswürdigkeit, die viel besucht wurde. Seidel hatte darin ein Buch – das „Stammbuch für Freunde der Natur“ – ausgelegt, in das sich die Besucher des Bruches eintragen konnten. Von 1817 bis 1832 hinterließen 3000 Besucher eine Nachricht. Da sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht alle Reisenden in dem Buch verewigten, ist die tatsächliche Besucherzahl des Berges sicher um einiges höher. Diejenigen, die sich darin einschrieben, gehörten den verschiedensten Ständen an. Mitglieder des Sächsischen Königshauses, Grafen und Adlige gehörten genauso dazu wie Offiziere, Rittergutsbesitzer, Studenten, Kaufleute oder Künstler.
Sie stammten nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus entfernteren Orten wie Annaberg, Bautzen, Hamburg, Lübeck, Berlin oder Kopenhagen. Die wohl vornehmsten Besucher waren damals am 17. September 1822 Herzog Friedrich August und am 11. September 1823 sein Bruder Johann, Herzog zu Sachsen, die späteren sächsischen Könige.
Klettergarten
Im Seidelbruch nahe der Einsiedelei kann der Rochlitzer Porphyr mit seinen anspruchsvollen Rissen auf rund 75 Routen naturverträglich erklettert werden. Sie bieten Schwierigkeitsgrade vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen und sind damit für Familien und ehrgeizige Kletterer gleichermaßen geeignet. Wer es schafft, trägt sich am so genannten „Bruchwächter“, einem rund 15 Meter hohen Turm, ins Gipfelbuch ein.
Informationen: www.bergsteigerbund.de/rochlitz
8 - Königshöhe
Zum ersten Mal trat Seidel bereits 1815 in der Geschichte des Fremdenverkehrs auf dem Rochlitzer Berg auf. Damals befand sich der sächsische König Friedrich August I. nach den Befreiungskriegen und dem Sieg der verbündeten Armeen über Napoleon in Gefangenschaft. Am 7. Juli 1815 kehrte er von sei- nem unfreiwilligen Aufenthalt nach Sachsen zurück und wurde von seinem Volk mit Jubel empfangen. Zur Erinnerung an dieses Ereignis errichtete Seidel ihm ein Denkmal auf dem Berg. Auf einer Seitenkuppe seines Bruches, ein paar Meter unterhalb der Einsiedelei, entstand im antiken Stil ein Denkmal aus Rochlitzer Porphyr, das den Namen „Königshöhe“ erhielt. Es wird von einer Bank umschlossen, die die Inschrift „5 Samler aus Plauen“ trägt, denn Seidel wurde beim Bau der Königshöhe durch Sponsoren unterstützt.
Am Denkmal selbst lehnt eine Tafel mit folgender Inschrift:
Groß und erhebend ist für den Fühlenden
der Anblick der Natur;
Erhebender und größer ist für den Mann ein Herz,
das fromm und redlich auf dem Throne denkt.
Es schlagen an jene die Wellen der Zeit doch nur,
daß sie mit den neuen Reitzen uns feßle.
So konnten Friedrich Augusts trübe
Tage das Eine bewirken
das sein Volk ihn inniger liebt Als er
wiederkehrte
D. 7. Juni 1815.