Haberkornsche Brüche
Stationen
1 - Waldschlösschen
Gleich zu Beginn des Rundganges auf der südlichen Zufahrtsstraße sticht das „Waldschlösschen“ ins Auge.
Es entstand im Jahre 1861 nach dem Turmbau auf dem Rochlitzer Berg als Bergwirtschaft. Bereits 1822 hatte ein Unbekannter im Rochlitzer Wochenblatt geschrieben, dass er sich für die Besucher des Berges Bewirtung und Unterhaltung wünsche: „Bis jetzt findet man wohl Nahrung für das Auge, aber keine für den Magen.“
Gegen Ende der Turmbauzeit hatte Steinmetzmeister Karl Wilhelm Haberkorn in seinem Steinbruch ein Bier- und Weinzelt, später wandelte er eine Arbeitshütte auf seiner Abraumhalde in eine kleine Gastwirtschaft um, die 1860 eingeweiht wurde. Kurz darauf begann er mit der Errichtung einer steinernen Gaststätte, deren Einweihung im Oktober 1861 erfolgte. Sie erhielt den Namen „Waldschlösschen“.
Im Laufe der Zeit wurde sie vergrößert und durch einen kleinen Pavillon und eine Musikhalle ergänzt. Verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Sängertreffen und eine Bergkirmes wurden organisiert. Nach dem Tod von K. W. Haberkorn führte seine Witwe die Gaststätte weiter. In den Folgejahren setzten verschiedene Pächter die Bewirtschaftung fort.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde aus dem „Waldschlösschen“ ein Lazarett, später eine TBC-Heilstätte und danach, bis Anfang der 1990er Jahre, eine Zweigstelle des Rochlitzer Krankenhauses.
Nach fast 30 Jahren des Leerstandes und Verfalls wurde das Haus durch seine neuen Besitzer liebevoll restauriert und in seine ursprüngliche Pracht zurückversetzt. Seit 2024 ist nun auch das Café wieder eröffnet und bietet den Wanderern und Erholungsuchenden eine Bewirtung.
2 - Bergkeller und Wasserversorgung
In einem alten Steinbruch gegenüber der Gaststätte „Waldschlösschen“ liegt ein alter Bergkeller. Auf dem Weg zu ihm fällt ein Gedenkstein auf. Er erinnert an einen jungen Mann, der im Sommer 2006 bei einer Veranstaltung tragisch verunglückte.
Über der Eingangspforte des Bergkellers ist ein Schlussstein und darüber ein Kopfrelief angebracht. Welche Persönlichkeit dieser Kopf darstellt, ist nicht bekannt.
Beim Keller selbst handelt es sich um einen alten, der damals gegebenen Situation angepassten Hauskeller, der zu einem längst abgebrochenen Haus gehörte, das vorn an der Straße stand. Es war das Wohnhaus des staatlichen Waldaufsehers, der bis ins 19. Jahrhundert von jedem Werkstück der Steinmetze die fällige Gebühr zu erheben hatte. Seine Angehörigen sowie die Steinmetze holten ihr Trinkwasser von einer gefassten Quelle, dem „Bieleborn“. Dieser befand sich auf halber Höhe des Südhanges.
Mit Beginn der Gastronomie auf dem Rochlitzer Berg stellte sich das Problem Trinkwasser erneut. Das kostbare und unentbehrliche Nass musste mühsam aus dem Nachbarort Mutzscheroda aus dem Straßengasthof „Grüne Tanne“ geholt werden, der ebenfalls Karl Wilhelm Haberkorn gehörte. Erst im Jahre 1895 wurde ein Wasserwerk gebaut.
3 - Pferdestall
Geht man in nördlicher Richtung an dem Bergkeller vorbei, gelangt man zu den Überresten eines weiteren Gebäudes. Es handelt sich dabei vermutlich um eine Arbeitshütte mit Pferdestall. Die Grundmauern wurden erst vor einigen Jahren entdeckt, als das ehemalige Haberkornsche Bruchgelände wieder freigelegt wurde. Die Futtertröge und sogenannten Halteringe, an denen die Pferde angebunden wurden, sind noch gut erhalten.
Pferdefuhrwerke waren früher für den Transport auf dem Rochlitzer Berg von großer Bedeutung. Vor allem bei nassem Wetter befanden sich die Wege in einem fürchterlichen Zustand. Sie dienten fast ausschließlich der Abfuhr der Steine und des Holzes.
4 - Porphyrbruch
Ein paar Meter weiter hinter dem Pferdestall erreicht man einen Haberkornschen Bruch, dessen Porphyr durch ein bläuliches Schimmern gekennzeichnet ist. Aus Sicherheitsgründen darf der Steinbruch heute leider nicht mehr betreten werden.
Die meisten Brüche auf dem Rochlitzer Berg gehörten der Familie Haberkorn, die schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts einen solchen besaß. Sie stammte aus Franken, wurde dort jedoch durch Religionskriege und Bauernunruhen vertrieben. Die Familie siedelte sich in Rochlitz an und betrieb hier seit 1613 das Steinmetzhandwerk und den Abbau des Porphyrs. 1897 war sie an der Gründung der „Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH“ beteiligt. Damals schlossen sich vier Steinbruchfirmen mit sieben Bruchrechten zusammen, um die Wirtschaftlichkeit des Abbaus zu verbessern. Damit konnten sie den Geschäftsbetrieb vereinfachen und große Aufträge in kürzerer Zeit erfüllen. Denn besonders die Leipziger Architekten hatten den roten Stein entdeckt und große Aufträge ausgelöst.
Da die Mitbegründer bald verstarben, gingen die Brüche 1910 in den alleinigen Besitz der Familie Haberkorn über. Nach dem Krieg wurde sie enteignet und die GmbH 1972 zum „VEB Natursteinwerke Rochlitzer Porphyr“ umgewandelt. Nach dem Ende der DDR erfolgte die Neugründung der „Vereinigte Porpyhrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH“.
5 - Böhmestein
An der Straße schräg gegenüber der Berggaststätte „Waldschlösschen“ steht ein Gedenkstein. Er erinnert an den verunglückten Königlich Sächsischen Jäger Sergeant Rudolf Böhme. Der junge Mann stammte aus Rochlitz und nahm 1866 am Feldzug Deutschland-Österreich teil. Zu Weihnachten 1866 feierte er mit seinen Angehörigen und Freunden das Wiedersehen in der Rochlitzer Bergwirtschaft. Auf dem Weg nach Hause stürzte er in der Dunkelheit in den Haberkornschen Bruch und verunglückte dabei tödlich. Mit dem „Böhmestein“ setzten ihm seine Kameraden ein bleibendes Denkmal.