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Entwicklung des RGV

Vor über 100 Jahren, am 22. Februar 1892, gründete der damals 27jährige Realschullehrer Dr. William Clemens Pfau in Rochlitz den Geschichts- und Altertumsverein. Er selbst schrieb dazu in seiner Familienchronik: “In einer kleinen Stadt wie Rochlitz einen eigenen Geschichtsverein und ein Museum zu gründen, war keine leichte Sache. Das Unternehmen hatte mit zahlreichen Vorurteilen und einer ziemlichen Interesselosigkeit seitens der Bürgerschaft zu kämpfen. Durch Veröffentlichungen und Mundpropaganda wurde Stimmung für den Verein betrieben. Nach und nach erklärten etwa 30 Herren, dem Verein beitreten zu wollen. An der geplanten Gründungssitzung erschienen nur zwei Herren! Die Stimmen die sich erfreut darüber aussprachen, daß aus der Sache nichts geworden war und nichts werden würde, mehrten sich. Ich forderte die Herren, die früher zugesagt hatten, dem Verein beizutreten, auf, ihre Zustimmung schriftlich in ein Rundschreiben einzutragen, was sie notgedrungen doch tun mußten. Auf einer freilich ziemlich schwach besuchten Sitzung erklärte ich den Verein für gegründet.” Zur damaligen Zeit hatte die kleine Schul- und Beamtenstadt Rochlitz 6200 Einwohner, war Sitz einer königlichen Amtshauptmannschaft und seit Generationen Verwaltungsort der Landschaft. Hier gab es seit 1879 eine Pflegschaft des Germanischen Museums Nürnberg. Ihre Leitung wurde von 1890 bis zur Auflösung der Einrichtung 1898 von Pfau übernommen und trug sicherlich neben seiner aktiven heimatgeschichtlichen Forschungstätigkeit dazu bei, dass ihm die Idee für ein Altertumsmuseum seines Vereins kam.

Für ein solches Vorhaben hatte Pfau von vornherein die Kapelle des Schlosses ins Auge gefasst. Sie diente bis dahin als Abstellraum für das Amtsgericht, welchem sozusagen die Rolle des Hausherren im Schloß zufiel. Für ein Museum war dieser Ort treffend geeignet, zumal dessen Unterkunft nur in einem historischen Baudenkmal in Frage kommen konnte. Das Sammelgut war in ihr eher dürftig untergebracht. Der Fußboden bestand damals noch aus Holz. Es gab wurmzerfressene Türen und verrottete Fenster, die nicht ersetzt, sondern bis auf kleine Öffnungen zugemauert wurden und somit einen Luftaustausch schwerlich zuließen. Infolge dessen roch es immer modrig. Die Winterkälte stand bis in das Frühjahr hinein im Raum. Selbstverständlich war es ein gewisser Erfolg für den Rochlitzer Geschichtsverein – wie er sich fortan nannte –  ein eigenes Museum in den Räumen unserer Burg zu besitzen, aber der Weg bis dahin gestaltete sich oft als recht schwierig. Es gab viele Rückschläge, vor allem wegen des geringen Verständnisses, das in einflußreichen Kreisen von Rochlitz, auch bei der Stadtverwaltung, für Denkmalpflege herrschte. Durch Verantwortungsbewusstsein und unermüdlichen wissenschaftlichen Eifer waren die Geschichtsfreunde, allen voran ihr Vorsitzender Prof. Pfau, für ihr Vorhaben engagiert.

Es waren freilich nur kleine Schritte, aber das Museum wurde zum Hauptinhalt des Vereins. Die Zahl der Sammlungsstücke stieg rasch an und bald mussten weitere Räume gefunden werden. Einiges, wie alte Gerätschaften des Handwerks und der Landwirtschaft, wurde dem Verein von Rochlitzer Bürgern und Bauern aus der Gegend angeboten. Das meiste jedoch fanden Pfau und seine Mitstreiter durch Absuchen von Bauerngehöften, Wohn- und Abrisshäusern in der Gegend oder durch Ausgrabungen auf Wiesen und Äckern. Die Ausstellungsstücke zeigten im wesentlichen Funde zur Besiedlungsgeschichte der Heimat und reichten von verschiedenen Steingut- und Keramikfundsachen bis hin zu Hausrat und Waffen. Einiges aus der Sammlung wird noch heute in den Vitrinen des Museums gezeigt, vieles wartet in den Magazinen des Fundus auf eine Neuentdeckung.

Der Geschichtsverein hatte im Jahre 1893 bereits 77 Mitglieder, erreichte zwanzig Jahre später mit 113 den höchsten und im Jahre 1937 mit 70 den niedrigsten Mitgliederstand.

Eine große Breitenwirkung, wie wir sie heute teilweise von unserem Verein kennen, erreichte der damalige Geschichtsverein noch nicht. Viele Aktivitäten waren Einzelleistungen des Vorsitzenden Dr. Pfau. Mit seiner Forschungsarbeit erhält die Rochlitzer Geschichtsforschung wissenschaftlichen Charakter. Unser heutiges Wissen über die Vergangenheit unserer Heimat verdanken wir maßgeblich seinem Wirken, von ihm stammen weit über 400 Veröffentlichungen.

Zwei Weltkriege und die Nachkriegszeit brachten die Arbeit des Vereins zeitweilig zum Erliegen. Mit Beginn des Faschismus in Deutschland und dem folgenden sogenannten Gleichschaltungsgesetz hörte der Verein praktisch auf zu existieren. Ein offizielles Auflösungsprotokoll des alten Geschichtsvereins lässt sich aber nicht nachweisen.

Die Stützen des Vereins waren bis dahin im wesentlichen ihre Vorsitzenden:

1892 – 1912 Gründer und Vorsitzender Dr. W. Clemens Pfau
1913 – 1922 Vorsitzender Prof. Dr. Georg Wagner
1922 – 1930 Vorsitzender Prof. Dr. W. Clemens Pfau
1931 – 1933 Vorsitzender Prof. Dr. Georg Wagner
1933 – etwa 1938 Vorsitzender Dr. Albert Bernstein

Nachdem in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands mit dem Befehl Nr. 2 die Zulassung von Parteien und Vereinen erfolgen konnte, wandte man sich auch in Rochlitz im Rahmen des Kulturbundes wieder zielstrebig einer intensiven Heimatforschung zu. Allen voran wieder Geschichtsfreunde, die innerhalb dieser Vereinigung die Chance sahen, das Werk des ehemaligen Geschichtsvereins fortzusetzen.

Später entstanden im Kreis Rochlitz die “Natur und Heimatfreunde” im Kulturbund der DDR, die sich mit der Ortschronik und der Heimatgeschichte sowie auf heimatpflegerischem Gebiet beschäftigten. Das damals erarbeitete Material bildet eine wertvolle Ergänzung unseres historischen Bestandes und wurde dem Kreisarchiv in Wechselburg zur dauernden Verwahrung übergeben.

Da es dieser Gruppe bald an Nachwuchs fehlte, wurde nur noch von wenigen Natur- und Heimatfreunden gearbeitet. An eine breite heimathistorische Forschungsarbeit war kaum zu denken. Reglementierung und Vorschriften taten das übrige. Die aktivsten Freunde waren damals der Vorsitzende, Zahnarzt Rolf Schenk, Stadtarchivar Edmund Schmidl, Museumsleiter Udo Baumbach und der Kultur-Abteilungsleiter Willfried Höhn sowie der Versicherungsvertreter Fritz Müller.

Nach den politischen Veränderungen 1989/90 gelang es auf Initiative von Willfried Höhn aus Rochlitz, durch Heinz Thiele aus Mutzscheroda sowie Otto Lorenz aus Lunzenau und Siegfried Jahne aus Göritzhain, wieder einige unentwegte Geschichtsfreunde und Ortschronisten zusammenzuführen.

Am 15. Mai 1991 gründete sich im damaligen Landkreis Rochlitz der „Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege Rochlitz e.V.” Nach seiner Gründungsversammlung zählte der Verein 22 Mitglieder. Der erste Vorsitzende war Heinz Thiele aus Mutzscheroda. Leider verstarb dieser sehr bald und Willfried Höhn, sein Stellvertreter, übernahm die Aufgabe.Am 23. Februar 1993 wählten die Mitglieder den gerade 17jährigen Rochlitzer Bäckerlehrling Sven Krause zu ihrem Vorsitzenden. Durch die Unterstützung erfahrener Vereinsmitglieder war es möglich, das Anliegen des Vereins, nämlich die Verbundenheit mit der Heimat in erster Linie den Rochlitzer Bürgern nahe zu bringen. Zu einigen Mitgliederversammlungen wurden auf Grund der vielfältigen Vorträge auch Interessenten aus der Bevölkerung eingeladen. Die Resonanz dazu war recht positiv. Zum Beispiel organisierte der Verein Dia-Vorträge über das historische Rochlitz und Vorträge zu Denkmalschutz sowie Besichtigungen des Schlosses und der Kirchen.

Zu gleichartigen Vereinen der Nachbarstädte und Gemeinden wurden Beziehungen hergestellt. Unser Verein beteiligt sich beim traditionellen Rochlitzer Inselfest, an Straßenfesten und anderen Veranstaltungen in Rochlitz, was bei der Bevölkerung guten Anklang findet.

Der Geschichtsverein entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem anerkannten Rochlitzer Verein, die Mitgliederzahl stieg von 22 im Jahre 1991zwischenzeitlich auf über 100 Mitglieder.

Besonders im Jubiläumsjahr 1995 -– „1000 Jahre Rochlitz” – war der Verein an zahlreichen Veranstaltungen beteiligt. Ein Vortrag über das Leben und Werk des Rochlitzer Schuldirektors Dr. Friedrich Wilhelm Putzger (1849-1913), Herausgeber des bekannten Historischen Schulatlasses, eröffnete das Festjahr auf Vereinsebene. Interessantes konnten wir bei der Besichtigung von zwei archäologischen Ausgrabungsstätten im Stadtzentrum von Rochlitz erfahren.

Unter Anleitung unserer Arbeitsgruppe “Historischer Festumzug”, wurde von den Vereinsmitgliedern Karl Hammer, Willfried Höhn und Rainer Schubert der vielbeachtete und mit Beifall bedachte Festumzug konzipiert, vorbereitet und gestaltet. Ein Höhepunkt in der Festwoche des Jahres 1995 war unser Treffen mit amerikanischen Kriegsveteranen der 6. US-Panzerdivision, die im April 1945 in Rochlitz ihr letztes Gefecht des 2. Weltkrieges bestanden und der Stadt das Ende des Krieges brachte.

Nach 1995 sichteten wir die zahlreichen Fotos, die vorwiegend vom Vereinsvorsitzenden Sven Krause aufgenommen wurden und die neuere Stadtentwicklung dokumentieren und zeigten eine Auswahl davon in einer vielbeachteten Ausstellung im Foyer des Rathauses. Dort gestaltete der Geschichtsverein noch andere Ausstellungen, z.B.1997 aus Anlass des Abzuges der Ulanengarnison aus Rochlitz vor 100 Jahren sowie im Jahre 1998 eine Ausstellung zum Rochlitzer Porphyr und seiner Bedeutung für unsere Stadt. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehören auch die zahlreichen Publikationen einiger Vereinsmitglieder zu ortsgeschichtlichen Themen in der Lokalpresse und in Fachzeitschriften, in Schriften des Vereins und auch im Eigenverlag durch Mitglieder. Beispielhaft seien hier vor allem Dr. Wolfgang Richter erwähnt. Auch die von Sven Krause in den Jahren 1994 bis 1997 im Eigenverlag herausgegebenen Heimatkalender “Rochlitzer Impressionen” sollen hier genannt werden.

Nicht zuletzt sei noch darauf verwiesen, dass sich der Name unseres Vereines im Jahr 1998 in “Rochlitzer Geschichtsverein e.V.” geändert hat und er ein eigenes Logo besitzt. Beides knüpft an die Vereinstradition an. 

Vereinsbüro: Abreitsplätze
Vereinsbüro: Besprechungsplätze

Heute – im Jahr 2024 –  hat der RGV 38 Mitglieder. Wie bei vielen anderen Vereinen besteht auch beim RGV das wohl größte Problem im fehlenden Nachwuchs. Andere, vor allem auch junge Menschen, dafür zu gewinnen, dass sie sich an unserer Vereinstätigkeit beteiligen oder den Verein fördernd unterstützen, wird uns weiterhin wichtiges Anliegen sein.

Quelle: RGV