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    Rundfunktechnik

    Stern-Radio Rochlitz ging aus der Firma Graetz AG hervor, die 1944 einen Teil ihrer Fertigung von Berlin nach Lunzenau verlagerte. Nach Kriegsende wurden dort bald wieder Radios produziert. 1946 erfolgte der Umzug nach Rochlitz in eine größere Werkhalle.

    Produktionsstätte der Mechanik GmbH/Graetz-AG in Rochlitz, Werksansicht 1962
    1 Altbestand 1946: Werkhalle der ehemaligen Pittler AG (Mechanik Rochlitz)
    2 Neubau 1957: Werkhalle für die Radio-Fertigungsbänder
    3 Neubau 1959: Werkzeugbau, Versuchswerkstatt, Entwicklung, Verwaltung
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    Nach der Enteignung erhielt das Werk 1947 den Namen „Stern-Radio Rochlitz“ und entwickelte sich in der Folgezeit zu einem der leistungsfähigsten Betriebe der Branche in der DDR. Produziert wurden Mittel- und Großsuper sowie ab 1958 auch Reisesuper. Um die Forderungen nach höheren Stückzahlen realisieren zu können, wurden mehrere neue Gebäude errichtet. Über dem Verwaltungsgebäude leuchtete die Werbung Rundfunkempfänger von Weltruf.

    Empfänger L56W [BIG-STR2]
    Juwel 2 Phono [BIG-STR3]
    Kofferradio Stern 2 [BIG-STR4]
    Mittelsuper Oberon [BIG-STR5]
    Großsuper Stradivari 3 [BIG-STR6]
    Kofferradio mit Plattenspieler Stern 5 [BIG-STR7]
    Endprüfung des Juwel 2 [BIG-STR8]
    Lautsprecherfertigung [BIG-STR9]
    Verwaltungsgebäude 1966 [BIG-STR10]

    Anfang der 1960er Jahre war für Radios eine gewisse Sättigung des Inlandmarktes und auch ein Sinken der Devisenerlöse zu verzeichnen, andererseits gab es einen steigenden Bedarf für fernmeldetechnische Erzeugnisse. Aus diesen Gründen wurde die Radioproduktion 1963 beendet und die Fertigung auf den neuen Bedarf umgestellt – eine fachlich und organisatorisch anspruchsvolle Aufgabe, die in kurzer Zeit gelöst werden musste. Der traditionsreiche Name blieb erhalten.

    Bereits 1949 begann man auch mit der Berufsausbildung, wofür eine neue Lehrwerkstatt und ein Lehrlingswohnheim eingerichtet wurden.

    Berufsausbildung bei Stern-Radio [BIG-STR11]

    Fernmeldetechnik

    Gefertigt wurden zunächst für das Fernmeldewerk Arnstadt Drehwähler, Relaisschienen und Gestelle für die Vermittlungstechnik als Zulieferteile. Bald konnten aber auch wieder Eigenentwicklungen auf den Markt gebracht werden, und der Export in das sozialistische Ausland gewann zunehmend an Bedeutung. Bedingt durch die Einführung neuer Systeme in der Vermittlungstechnik wurden viele elektromechanische Baugruppen durch Leiterplattenbaugruppen mit elektronischen Bauelementen ersetzt. Die mit dem Auslaufen der Radioproduktion eingestellte Fertigung solcher Baugruppen musste deshalb dem Bedarf entsprechend schrittweise wieder aufgebaut werden und bestimmte zunehmend das Profil des Werkes.

    Gestellfertigung [BIG-STR12]
    Vermittlungsschrank [BIG-STR13]
    Vermittlungsschrank MSN70W-SSB [BIG-STR14]
    Prüfarbeiten am Gestell [BIG-STR15]
    Montageabteilung [BIG-STR16]
    Lautfernsprecher LF 700 [BIG-STR17]

    Einen Höhepunkt bildete 1983 die Inbetriebnahme eines neuen Produktionsgebäudes mit angeschlossenem Hochregallager. In der Folgezeit entwickelte sich das Werk bis 1989 zu einem mit modernen Technologien ausgestatteten Hersteller von Leiterplattenbaugruppen in der DDR.

    Werksansicht 1991 [BIG-STR18]

    Nach der politischen Wende gab es mehrere Interessenten für das Werk mit gut ausgebildetem Fachpersonal und wertvollen Exportkontakten, speziell in die ehemalige Sowjetunion mit ihrem riesigen Bedarf. Schon im Frühjahr 1990 wurde aus den bisherigen Kombinatsbetrieben Fernmeldewerk Arnstadt, Stern-Radio Rochlitz und dem Funk- und Fernmeldeanlagenbau Berlin ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Es entstand die RFT SEL Nachrichtenelektronik GmbH, die bereits im August 1991 ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der SEL AG wurde. Unmittelbar danach begann eine grundhafte Sanierung der Gebäude sowie die Anpassung der Fertigung an neue Erzeugnisse und die technologischen Standards des Mutterunternehmens. Einen Höhepunkt bildete am 19. Februar 1991 die Einweihung der Fertigung für Übertragungstechnik durch den Vorstandsvorsitzenden der Alcatel SEL AG, Dr. Zeidler. Am 19. September 1991 besuchte der französische Staatspräsident Francois Mitterrand das Werk, zu Gast mit einer Delegation waren auch der damalige Ministerpräsident von Sachsen, Prof. Kurt Biedenkopf und der Alcatel-Vorstandsvorsitzende Pierre Suard. 

    Besuch bei Stern-Radio 19.9.1991: Staatspräsident Francois Mitterand, Ministerpräsident Prof. Kurt Biedenkopf, Alcatel-Vorstandsvorsitzender Pierre Suard [BIG-STR19]
    Rochlitz hatte sich zu einem Vorzeigebetrieb für den erfolgreichen Übergang in die Marktwirtschaft entwickelt. Nicht erspart blieben dem Betrieb aber auch drastische Personalanpassungen. Zuletzt waren 1995 noch 390 Mitarbeiter im Werk beschäftigt. Ursachen waren unter anderen eine wesentliche Steigerung der Arbeitsproduktivität, Ausgliederung von nicht zum Kernbetrieb gehörenden Bereichen und rückläufige Bedarfe. Speziell der geplante Export in die ehemals sozialistischen Staaten konnte nicht realisiert werden, da diese nach der Währungsunion nicht in den geforderten „harten“ Währungen zahlen konnten.  Auch die wirtschaftliche Situation des Mutterunternehmens Alcatel SEL AG verschlechterte sich. Speziell in den Bereichen Fernsprech- und Telefonvermittlungsanlagen wurden Verluste verzeichnet. Diese Situation führte letztlich zu dem Entschluss, Standorte zu schließen, und das betraf besonders schmerzhaft das Werk in Rochlitz, aber auch traditionsreiche Standorte in Westdeutschland.  Am 30.04.1995 wurde das Werk geschlossen und die verbliebene Produktion einschließlich der zugehörigen technologischen Ausrüstung in das Werk in Arnstadt verlagert. Einige Mitarbeiter nutzten das Angebot, ihren Arbeitsplatz ebenfalls nach Arnstadt zeitweise oder dauerhaft zu verlegen. [TIG-STR1]

    IG Stern-Radio Rochlitz

    Die Interessengruppe (IG) Stern-Radio widmet sich der Pflege der Erinnerung an Stern-Radio Rochlitz und dem Erhalt von dort produzierten Geräten und Anlagen.

    Mit viel Enthusiasmus, Liebe zum Detail oder auch aus Freude am „Basteln“ werden Geräte in einer Dauerausstellung gepflegt und instand gesetzt. Zu den angegeben Öffnungszeiten kann man eine Auswahl der Geräte anschauen und erklärt bekommen.

    Die Ausstellung befindet sich in der Bahnhofstraße 49 und ist jeden ersten Sonnabend im Monat von 13:00 bis 17:00 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet.

    Dauerausstellung der IG Stern-Radio Rochlitz [BIG-STR20]

    Für viele weitere Details zur Produktion von Stern-Radio Rochlitz sei also auf die Ausstellung verwiesen.

    Informationen zu Sonderausstellungen

    Sonderausstellung “100 Jahre Rundfunk in Deutschland” –> Weiterlesen…