Rochlitz ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Mittelsachsen im Freistaat Sachsen. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Rochlitz mit den Mitgliedsgemeinden Königsfeld, Seelitz und Zettlitz. Mit knapp 6000 Einwohnern ist Rochlitz die kleinste sächsische Stadt mit dem Status einer Großen Kreisstadt [TSg1] und gehört auch zu den ältesten Städten Sachsens.
Im 7. Jahrhundert wird das Gebiet von den Slawen besiedelt. [TSg2]
Bereits in mittelslawischer Zeit, das heißt im 9. bis 10. Jahrhundert, bestanden im heutigen Stadtgebiet mehrere dörfliche Siedlungen. Von diesen Siedlungen leitete sich der Ortsname (altsorbischer Name Rochelinzi) ab. Im 10. Jahrhundert existierte eine Königsburg, die der König in der Zeit nach Einsetzung der Meißener Markgrafen 968 an jene verlieh. [TSg1]
Die Stadtanlage hebt sich insbesondere durch ihren langgestreckten Straßenmarkt heraus, der eine Analogie im nahegelegenen Geithain besitzt.
Archäologische Ausgrabungen und erhaltene romanische Reste wie die Fenster am Westturmriegel der Kunigundenkirche (erbaut Ende des 12. Jahrhunderts, umgebaut ab 1417) ermöglichen Aussagen zu ihrem Ursprungsbau, einer querhauslosen Kurzbasilika der gleichen Zeitstellung. Trotz ihrer zentralen Lage am unteren Marktende fungierte bis zur Reformation die ältere, extra muros(außerhalb der Stadtbefestigung) gelegene St. Petrikirche (1168 erbaut, 1470 im gotischen Stil umgebaut) ebenfalls als Pfarrkirche für die westlichen Teile der Stadt. Bei stadtarchäologischen Untersuchungen wurden im Gebiet um die Kunigundenkirche Funde aus dem späten 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert festgestellt, während die weiter westlich gelegenen Gebiete offensichtlich erst mit einiger zeitlicher Verzögerung bebaut worden sind.[TSg1]
Eine Stadtmauer umgab Rochlitz wohl erst im späten 13. Jahrhundert, zuvor haben anscheinend lediglich Wall, Graben und Gebück bestanden. 1288 wird dann die Mauer anlässlich eines Teileinsturzes erstmals genannt. Die Stadt Rochlitz selbst wird 1336 ersterwähnt, der Rat 1360. Das früheste nachweisbare Siegel der Stadt mit der Umschrift sigillum civitatis rochlizensis hängt an einer Urkunde von 1364.
1367–73 erfolgte die Erneuerung der Stadtmauer beziehungsweise die Errichtung der äußeren Stadtmauer. Vor 1379 erwarb der Rat die niedere Gerichtsbarkeit. 1380 erhielt die Stadt das Bleichprivileg, und es wurde eine zweite Landesbleiche neben Chemnitz eingerichtet. 1430 fielen die Hussiten in der Stadt Rochlitz ein. Im 15. Jahrhundert erlebte die Stadt eine Blütezeit. 1464 erfolgten der Erwerb der Obergerichtsbarkeit und die Erweiterung des Weichbildes. In der Spätgotik wurde die Kunigundenkirche von 1417 bis 1476 unter Einbeziehung romanischer Bausubstanz im Westen neu erbaut. Die beiden Keramikfiguren von Heinrich II. und Kunigunde stammen aus der Zeit um 1476, im Inneren zeigt die Kirche eine Ausstattung des frühen 16. Jahrhunderts. (Schnitzaltar von 1513). Für die Zeit um 1500 wird eine Zahl von etwa 2000 Einwohnern angenommen.[TSg1]
Anfang 1691 weilte für ca. 4 Wochen der deutsche Handwerkschirurg, Wundarzt und Starstecher Johann Andreas Eisenbarth („Doktor Eisenbarth“, 1663–1727) in Rochlitz.
Im Gegensatz zu dem mehr oder weniger lustigen Liedlein über ihn war er ein durchaus ernst zu nehmender Arzt und für die damalige Zeit sehr erfolgreich. [BSg11] [G.H.]
1854 wurde ein neues Hospital erbaut, Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Vorgängerhospital im Testament von Elisabeth von Rochlitz großzügig bedacht. Rochlitz war bis 1856 Verwaltungssitz des kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amts Rochlitz. Bei den im 19. Jahrhundert im Königreich Sachsen durchgeführten Verwaltungsreformen wurden die Ämter aufgelöst. Dadurch kam Rochlitz im Jahr 1856 unter die Verwaltung des Gerichtsamts Rochlitz-Stadt und 1875 an die neu gegründete Amtshauptmannschaft Rochlitz.
Die Gründerzeit bedeutete auch für Rochlitz einen erheblichen Aufschwung und eine beträchtliche Vergrößerung der Stadt. Zu nennen sind hier: 1872 Anschluss an das Eisenbahnnetz, 1874–76 Neubau der „1. Bürgerschule“ (Muldenschule), 1885 Abbruch des „Pulverturms“, Stadterweiterungen ab 1889 in Richtung Bahnhof, Anlage der Bismarckstraße, 1889/90 Bau des „Kaiserlichen Hauptpost- und Telegraphenamtes“, 1895 des „Königlich-Sächsischen Lehrerseminars“, 1897 des Kriegerdenkmals auf dem Topfmarkt (bis 1942) etc. [TSg1]
1936 feierte man das „Fest der Landschaft Rochlitz – 1000 Jahre deutsch“. Der umständliche Titel verrät, dass es sich dabei um ein historisches Konstrukt handelt. Tatsächlicher Anlass war aber weniger das sehr weit hergeholte historische Ereignis – das Rochlitzer Gebiet war spätestens unter dem 936 verstorbenen König Heinrich I. unter deutsche Herrschaft geraten – als konkrete wirtschaftliche Gründe, vor allem die Förderung des Fremdenverkehrs. Die Initiative für dieses Fest ging jedoch nicht von den nationalsozialistischen Machthabern, sondern vom Vorsitzenden des Rochlitzer Geschichtsvereins und ehrenamtlichen Leiter des Museums, Albert Bernstein, aus.
Ab 1938 hielt mit der „Mechanik GmbH“ auch die Rüstungsindustrie Einzug in der Stadt, und wahrscheinlich vom 19. September 1944 bis 28. März 1945 wurde hier das KZ-Außenlager Rochlitz (ein Außenlager des KZ Flossenbürg) mit etwa 600 inhaftierten jüdischen Frauen betrieben.
Die Befreiung vom Nationalsozialismus erlebte die Stadt am 14. April 1945 durch Einheiten der 76. Infanterie- und 6. Panzerdivision der 3. US-Armee. Die Mulde bildete die Demarkationslinie zwischen Amerikanern und Russen, die sich nahe dem Muldenufer in der Ortschaft Döhlen aufhielten. [TSg1]
Rochlitz ist eine liebenswerte Kleinstadt, die wie viele ähnliche Städte das gleiche Problem hat: Überalterung. Junge Menschen ziehen weg, zum Studium oder wegen einer Arbeitsstelle, und es kommen nur wenig neue Zuzügler. Dabei geben sich die Stadt sowie die in Rochlitz und Umgebung ansässigen Unternehmen redlich Mühe, Interessenten/Arbeitskräfte hier anzusiedeln.
Auch wenn man nicht hier arbeitet, ist doch die geografische Lage zwischen Chemnitz, Mittweida, Leipzig und Dresden mit den dort ansässigen Hochschulen/Universitäten und Unternehmen immer noch günstig. Die schöne Lage tut ein Übriges, so dass Rochlitz ein schöner Platz ist, hier seinen Lebensmittelpunkt zu behalten oder einzurichten – Heimat eben. [G.H.]