Termin Ort * Veranstaltung
jeden ersten Sonnabend
im Monat, von
13:00 – 17:00 Uhr
Dauerausstellung IG Stern-Radio Rochlitz, Bahnhofstr. 49 Tag der Offenen Tür
Sonnabend, 14.10.2022, 14:00 Uhr, Dauer je nach Erläuterungen und Fragen ca. 1 Stunde Direkt am Gebäude Für alle Mitglieder des RGV eine Besichtigung des ehemaligen „Waldschlösschens“ (ehemaliges Krankenhaus) auf dem Rochlitzer Berg,, gern auch mit Angehörigen​

* Klick auf den angegebenen Ort öffnet google.maps

Nachruf für das Vereinsmitglied Udo Baumbach (✝︎ 30.11.2022)

Udo Baumbach – ein bedeutender Museologe, Denkmalpfleger und Historiker von Rochlitz – können wir nun nicht mehr befragen. Als Gründungsmitglied des Rochlitzer Geschichtsvereins e.V. – 1991 noch unter dem Namen „Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege e.V. Rochlitz“ – hinterließ er uns jedoch außerordentlich viele Informationen zu seinen Forschungen in Büchern, Schriften und Artikeln, auf die wir jederzeit zurückgreifen können, wenn Anfragen zum Beispiel an die Stadt Rochlitz oder den Verein herangetragen werden.

Diplomethnologe Udo Baumbach begann nach dem Studium 1959 auf Schloss Rochlitz seine Tätigkeit als Museumsleiter. Ressourcen jeglicher Art waren bis 1990 immer sehr knapp und viele Räume des Gebäudekomplexes wurden ganz anders als heute genutzt. Aber seinem Forscherdrang zur Geschichte des Baudenkmals tat das keinen Abbruch. Die Erfolge seines Engagements bis 2000, als er in den verdienten (Un)Ruhestand ging, lieferte Interessenten umfangreiche Kenntnisse zur Stadt- und Regionalgeschichte, unter anderem zu vielen historischen Höhepunkten der Stadt. Besonders 1995 in Vorbereitung der Tausendjahrfeier von Rochlitz konnte er einer wissbegierigen Leserschaft mit vielen Schriften die Geschichte ihrer Heimat näherbringen.

Karl-Heinz Karsch erwähnte 2012 in der Laudatio auf seinen geschätzten Kollegen im Rahmen der Verleihung des Andreas-Möller-Geschichtspreises der Sparkasse Mittelsachsen: „Mit dem 2001 erschienenen Beitrag Die Wettinischen Grafen von Rochlitz und ihre Bedeutung für die Besiedlung der Region Rochlitz Chemnitz Glauchau wurde eine wichtige frühe Etappe der Regionalgeschichte bewertet.“ Mehrere Fachartikel zur Baugeschichte erschienen nach 1990 unter anderem in der Schriftenreihe der Landesgruppe Sachsen der Deutschen Burgenvereinigung e.V. und 1995 in der des Landesvereins sächsischer Heimatschutz e.V.

Seinem 2014 zuletzt erschienenen Buch „Schloss Rochlitz und die sowjetische Geheimpolizei“ gingen jahrzehntelange umfassende Befragungen von Zeitzeugen oder deren Nachkommen voraus und bringt so zu den Vorgängen zwischen 1945 und 1947 unter amerikanischer und vor allem sowjetischer Besetzung ein umfassendes Bild. In diesem Zusammenhang nannte Arnold Liebers, Superintendent i. R. bei seiner Trauerrede für U. Baumbach ihn einen Seelsorger, weil: „Dieses Reden über ein jahrzehntelanges Tabu war für die meisten Betroffenen ungemein entlastend. Dieses Buch ist in der Sache ein außerordentlich wichtiger und notwendiger zeitgeschichtlicher Beitrag.“

Als Denkmalpfleger kümmerte er sich von Anbeginn seiner Schlosstätigkeit um die Bewahrung historischer Zeugnisse in der Stadt, oft auch mit engagierten ehrenamtlichen Mitstreitern. Das betraf beispielsweise den Werkstein vom Rochlitzer Berg – den Rochlitzer Porphyrtuff. Geborgene Bestände aus der Gegend halfen bei der Schlossrestaurierung nicht unerheblich. Verdienste erwarb er sich zudem zusammen mit Hans-Jürgen Köttnitz (1940 – 2019) bei der Rettung von Postmeilensäulen und der Postdistanzsäule auf dem Clemens-Pfau-Platz. Ohne das 41 Jahre lange Wirken im Schloss und davon dreiviertel unter teils schwierigsten Bedingungen wie Geld- und Materialknappheit gäbe es das Schloss wohl in der Form heute nicht. Seine Geschichtsforschungen, konzeptionelles Gestalten und sein beispielhaftes Wirken im unermüdlichen Einsatz fürs und im Schloss – selbst mit Maurerkelle oder Steinmetzwerkzeug war er dabei – schuf er für die nachfolgende Schlossleitung die Grundlage, es zu einem absoluten Kleinod innerhalb der Sächsischen Burgen, Schlösser und Gärten weiter zu entwickeln, natürlich mit ganz anderen Möglichkeiten als einst.

Der Rochlitzer Geschichtsverein wird sein aktives Mitglied in bester Erinnerung behalten. Er war für uns ein Großer seines Faches, der Ziele im Interesse der Geschichtsforschung und Bewahrung von Zeitzeugen nachhaltig und mit viel Hingabe verfolgte.

Sven Krause und Dorothea Palm
im Namen des Vorstandes.